des                                                                               

Kleingärtnervereins Fackelteich e.V. Kassel
aus dem Jahr 2005 ergänzt 2012
 
 

Die Gründung unseres Vereins vollzog sich vor 77 Jahren.

Es hat viel Arbeit und finanziellen Aufwand bedurft bis

diese Kleingartenanlage heranwuchs.
 

Vor der Gründung des Vereins im Jahre 1928 bestand unsere

Anlage aus einem größeren und zwei kleineren Teichen

zwischen der Waldkappeler Eisenbahnstrecke und dem Gas-

werk Nürnberger Straße. Das ganze heutige Fackelteichgelände

war damals eine große Müll- und Schuttkippe der Stadt

Kassel. Die Teiche wurden nach und nach zugefüllt und

planiert, mit Lehm und Mutterboden abgedeckt und als

Grabeland verwendet.

Dieses bis dahin unwegsame Gelände richtete dann Mitte der

20er Jahre das Stadtgartenamt nach dem Planentwurf des

Gartenfreundes Kurt Schmidt etappenweise zu einer

Kleingartenanlage her.

Am 23. Oktober 1928 wurde dann die lose Gartengemeinschaft

auf den Namen „Kleingärtnerverein Fackelteich e.V. Kassel“

beim Amtsgericht Kassel unter der Register-Nr. R 700 ein-

getragen. Der Verein erhielt den Namen Fackelteich, weil das

an den Teichen stehende Schilfrohr am oberen Ende Blüten

trug, die einer schwarzen Fackel ähnlich waren.

Der Vereinsgründer Friedrich Pohlmann, von den Mitgliedern

zum Vorsitzenden gewählt, verließ den Verein aus unbekannten

Gründen schon innerhalb des ersten Jahres in unbekannter

Richtung. Danach übernahmen die Gartenfreunde Heinrich

Dietrich, Ludwig Herbold und Friedrich Hinz die Leitung

des noch jungen Vereins.

Es traten immer wieder finanzielle Schwierigkeiten auf, mit

denen der Vorstand fertig werden musste. Nach dem unerwartet

schnellen Tod des Vorstandsvorsitzenden Heinrich Dietrich

übernahm Ludwig Herbold als Vorsitzender die Geschicke

des Vereins. Unter dessen strenger, aber gerechten Leitung

ordneten sich die Verhältnisse im Verein und die Kleingärten

und deren Pächter wuchsen zu einer Gartengemeinschaft

zusammen. Mit den geringen finanziellen Mitteln und dem

geschlossenen Arbeitswillen unserer Gartenfreunde wurde der

Ausbau unserer Anlage vorangetrieben. Bis zum Jahre 1935

verlegte man rund 700 Meter Wasserleitung in Selbsthilfe in

unserer Anlage. Das Gelände an der Nürnberger Straße wurde

mit einem Drahtzaun versehen und sämtliche Gärten mit

einheitlichen Holzzäunen eingefriedet. In diese Zeit fällt auch

die Fertigstellung der Vereinsanlage nach dem Plan des         

Stadtgartenamtes, Planverfasser Herr Kurt Schmidt.                    

Neue Wege wurden angelegt, rund 3000 junge Apfelbäumchen

gesetzt und die Anlage aus ihrem Urzustand in eine Dauer-

Kleingartenanlage umgewandelt.

Ende 1935 konnte das erste Vereinsheim erstellt werden.

Es war ein Holzgebäude und bot 500 Personen Platz. Zum

Aufbau unseres Vereinsheimes trug maßgeblich die Kameradschaft

und Gemeinschaftshilfe unserer Mitglieder bei, die vorbildlich und

beispielhaft für alle Zeiten ist.

 

Durch die Zeit der NSDAP wurde unser Verein schmerzlich

betroffen. Alle Pachtverträge wurden aufgehoben und nach dem

Muster der Nationalsozialisten verwaltete man die Anlage.

Der Verein bekam für seine noch zahlreich anstehenden Arbeiten

und Aufgaben nur 0,01 Rpf. pro Quadratmeter von der

damaligen Verwaltung zurück.

Der 1939 ausgebrochene Krieg ging auch an unserem Verein

nicht spurlos vorüber. Unsere Mitglieder wurden Soldaten und

einige kehrten nie wieder zurück. So zerfiel auch in den

Kriegsjahren unsere Gartengemeinschaft, die immer und zu

jeder Zeit vorbildlich zusammen stand.

Im Jahre 1941 baute man unseren Spielplatz in eine

Barackenstadt der Flakeinheiten um. Großkampfbatterien,

Maschinengewehrtürme, Scheinwerfer und Beobachtungsstände

wurden in der Anlage errichtet. Unser Vereinsheim diente den

Flaksoldaten als Unterkunft. Hecken, Wege, Lauben, Tore und

Baumbestand wurden bei den Fliegerangriffen auf Kassel zerstört.

Am 28. Juli 1943 fiel unser Vereinsheim den Brandbomben zum

Opfer. Diese Angriffe verwüsteten unsere Anlage fast völlig und

verwandelten sie in ein Trümmerfeld. Es verbrannten178 Lauben

und man registrierte nach Kriegsende über 200 Bombentrichter.

Während der Bombardierung auf die Stadt und unsere Anlage

verlor der Verein 140 Personen, darunter Frauen und Kinder.

Nach dem Einmarsch der Amerikaner hofften unsere restlichen

Mitglieder nun endlich wieder Ruhe in ihrem Garten zu finden.

Jedoch begann durch freigelassene Gefangene und Ausländer

eine Plünderungswelle, von der auch unsere Anlage nicht

verschont blieb.
 

Der 1945 in einer Mitgliederversammlung neugewählte Vorstand

unter Leitung von Gartenfreund Ludwig Herbold befasste sich

intensiv mit dem Wiederaufbau unserer Gartenanlage.

Viele Gartenfreunde in der Stadt waren total ausgebombt und

hatten kein Dach mehr über dem Kopf. Sie zogen in ihre Lauben

und lebten dort unter den schwierigsten Verhältnissen.

 

Nachdem beim Verein wieder normale Verhältnisse eingetreten       

waren, baute man das von der Flakeinheit erstellte Wirtschafts-

gebäude zur Vereinskantine um. Da die ausreichenden Räumlich-

keiten für Versammlungen nicht gegeben waren, wurde 1953

mit dem Bau der Vereinshalle (Saal) begonnen. Mit der Fertig-

stellung im Jahre 1955 feierten die Mitglieder festlich die Ein-

weihung in Verbindung mit dem 25-jährigen Bestehen des Vereins.

 

Nach 28-jähriger Tätigkeit als Vorsitzender des Vereins verstarb

im Jahre 1956 unser verehrter Gartenfreund Ludwig Herbold.

Zu Ehren des Verstorbenen errichtete man einen Gedenkstein,

der stets an einen vorbildlichen Kämpfer für das Kleingartenwesen

erinnern soll. In seiner langjährigen Tätigkeit als Vorsitzender

hat er den Verein gekonnt geführt, große Leistungen vollbracht

und immer im Sinne und zum Wohle der Gartengemeinschaft

gehandelt. Im Zuge des Ausbaues der B83 hat Herr Herbold die

Verhandlungen mit der Stadt Kassel dahingehend geführt, dass

die neue Straße eine Unterführung als Zufahrt für unsere Anlage

bekam. Der Verein musste für diesen Zweck 40 Gärten abgeben.

Der letzte Wunsch unseres verstorbenen Vorsitzenden Herbold war:

Erhaltet und fördert das Wiedergeschaffene zu ihrer aller Wohl

und dem Wohle ihrer Familien.
 

In den folgenden Jahren ist an der Instandhaltung unserer

Anlage weiter gearbeitet worden. Es wurden Wasserleitungen

und Stromversorgung verstärkt erneuert. Die Reparatur nahm

kein Ende. So musste aus gesetzlichen Gründen die Gaststätte

an das Kanalnetz angeschlossen und eine Entsorgungsstation
gebaut werden.
 

Der Saal, der sich in einem schlechten Zustand befand, u.a.

durch Asbest, wurde 1994 von Grund auf renoviert. Außerdem

ist der Spielplatz umgestaltet und mit neuen Spielgeräten aus-

gestattet worden. Im Jahre 2001 war man in der glücklichen

Lage, die letzte Strom-Oberleitung aus Sicherheitsgründen

durch eine Erdleitung zu ersetzen.
 
Im Juni 2012 wurde eine Asbestdachsanierung des Vereinsheimes
 
durchgeführt. Die Neueindeckung erfolgte mit Trapezblech.
 
Die Fläche der zu sanierenden Fläche betrug 600 m2.
 
 

Den bisherigen Vorständen und auch allen Mitgliedern, die bei

den Arbeiten tatkräftig und uneigennützig mitgeholfen haben,

sei an dieser Stelle recht herzlich gedankt.
 

                                                   gez. Gerhard Schlömer

                                                   gez. Gerd Kasper

                                                   gez. Michael Zaun

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